Die wenigsten Unternehmen können ihr Wachstum mit eigenen Mitteln bestreiten, vor allem dann nicht, wenn ein „großer Schritt“ nötig ist, um den Anschluss an den Wettbewerb nicht zu verlieren. Für eine zusätzliche Produktionsanlage oder die Erweiterung der Betriebsimmobilie wird meist ein Termin bei der Hausbank vereinbart.
Bevor es soweit ist, sollte sich aber jeder Unternehmer einen Moment Zeit nehmen und sein Vorhaben kritisch reflektieren. Denn bei der Investitionsfinanzierung gibt es eine Reihe von Fallen:
Der zusätzliche Vorfinanzierungsbedarf wird vergessen
Das laufende Geschäft fast aller Unternehmen erzeugt einen Vorfinanzierungseffekt. Waren, die auf Lager liegen, Kunden, die auf Rechnung mit Zahlungsziel 30 Tage beliefert werden – all das führt dazu, dass ein Haufen Geld abfließt, bevor die Liquidität den Weg zurück auf das eigene Konto findet.
Und was passiert, wenn zu den drei schon vorhandenen Fertigungsmaschinen eine vierte hinzukommt? In jedem Fall wird mehr produziert werden, es werden mehr Roh- und Fertigwaren bevorratet, mehr Forderungen gegenüber Kunden werden offen sein.
Genau dieser Aspekt wird häufig unterschätzt. Im Vordergrund steht immer die zu finanzierende Investitionssumme für die Machine oder Anlage, aber die bisweilen mehreren zehntausend Euro zusätzlicher Vorfinanzierungsbedarf sollten beim Bankgespräch nicht unerwähnt bleiben!
Die Anlaufphase wird unterschätzt
Bis ein wachsendes Unternehmen mit neuen Ressourcen wirklich ans Laufen kommt, vergeht Zeit! Neue Mitarbeiter werden nicht ab Tag 1 produktiv arbeiten, eine neue Maschine will beherrscht werden, bevor sie routiniert ihren Dienst tut.
Aus diesem Grund sollten sich Unternehmen mit der Rückzahlung eines neuen Investitionskredits nicht unnötig unter Druck setzen. Der Wunsch, möglichst schnell mit der Tilgung fertigzuwerden, ist nachvollziehbar, aber die Möglichkeit eines tilgungsfreien Anlaufjahres schafft Entspannung zu meist überschaubaren Kosten. Tilgungsfreie Anlaufjahre, das gibt’s übrigens nicht nur bei der KfW, auch jede Volksbank oder Sparkasse kann das!
Es muss nicht immer ein Darlehen sein
Manchmal ist eine klassische Kreditfinanzierung vielleicht gar nicht die beste Wahl. Warum? Wenn ein Unternehmen ein kreditfinanziertes Investitionsgut erwirbt, also ins Eigentum bringt, wird die Bilanzsumme aufgebläht. Auf der Aktivseite, dort wo die Vermögenswerte aufgeführt sind, steht jetzt zum Beispiel plötzlich eine zusätzliche Maschine im Wert von 200 TEUR. Auf der Passivseite, dort wo die Herkunft der Mittel ausgewiesen wird, steht entsprechend ein Kredit in Höhe von TEUR 200, der vorher nicht da war. Die Bilanz wird also um diese TEUR 200 „verlängert“, wie man sagt. Und das ist oft nicht egal, denn ein wesentlicher Faktor für das Rating, für die Bonitätseinstufung bei der Bank, ist die sogenannte Eigenkapitalquote.
Und eben da ist der Haken. Alleine durch die Anschaffung einer Maschine auf Kredit verändert sich das Eigenkapital nicht – aber das Fremdkapital und damit die Bilanzsumme. Ganz automatisch sinkt und verschlechtert sich damit die Eigenkapitalquote. Beim klassischen Leasing ist das anders, die Maschine wird nicht beim Nutzer bilanziert und die Eigenkapitalquote bleibt gleich (hoch). Will heißen: Leasing KANN eine Option sein.
Diversifikation zählt – auch bei den Finanzpartnern
Ab einer gewissen Größe sollte jedes Unternehmen eine stabile zweite Bankverbindung aufbauen. Es ist gut und richtig, eine Hausbank als Nummer 1 Partner in Finanzangelegenheiten zu haben. Aber je größer und erfolgreicher ein Betrieb wird, desto mehr Potenzial wird die Bank sehen, desto eher will sie ins Geschäft kommen. Und da ist es gut, für ein wenig freundlichen Wettbewerb zu sorgen.